Isa Schikorsky - Autorin
 
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FORTUNAS TÖDLICHES FÜLLHORN

Historischer Kriminalroman

CoverFortuna

Braunschweig im Lottofieber und ein toter Buchdrucker. Fritz Bosse ermittelt in seinem zweiten Fall

Der Herzog hat eine eigene Zahlenlotterie im Land begründet, und die Bewohner der Residenzstadt Braunschweig träumen vom großen Geld. Tatsächlich soll jemand bei der Ziehung im März 1772 eine unglaublich hohe Summe gewonnen haben. Fritz Bosse allerdings hat andere Sorgen: Sein Lebensziel ist zerstört, sein Liebestraum geplatzt. Das Leben des Dichters und Hofmeisters am Collegium Carolinum nimmt eine dramatische Wendung, als er dem Opfer einer Schlägerei zu Hilfe eilt. Er muss erkennen: Fortuna ist ihm nur gewogen, wenn er das Geheimnis um einen Lotteriebetrug und einen Mord lüftet, in den der allseits verehrte Hofbibliothekar Lessing verwickelt zu sein scheint. Wird ihm das gelingen?
Die Autorin hat zwanzig Jahre in Braunschweig gelebt und sich intensiv mit der Stadt- und Hochschulgeschichte im Zeitalter des Rokoko beschäftigt. Diese Erfahrungen haben den Kriminalroman geprägt, der an historischen Schauplätzen wie dem Lotteriegebäude, der Waisenhausdruckerei, Angotts Weinkeller, dem Collegium Carolinum, dem Armenkrankenhaus und dem Bürgergehorsam spielt.

 

Isa Schikorsky: Fortunas tödliches Füllhorn. Historischer Kriminalroman
288 Seiten; BoD, Norderstedt 2021 (Neuausgabe)
ISBN 978-3-7526-2054-2
E-Book: 4,99 Euro, Taschenbuch: 11,50 Euro
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PRESSESTIMMEN ZUR ERSTAUSGABE

  • » Dieser historische Kriminalroman ... ist spannend erzählt und vermittelt zudem einen unterhaltsamen und lebendigen Eindruck vom Alltagsleben und der Gedankenwelt des 18. Jahrhunderts.« (Lena Panzer-Selz, Lesart 1/2012)
  • »Liebe, Leid, Glücksspiel und Mord. ... Schöne saftige Sprache der Autorin. Das 18. Jahrhundert kommt gut rüber. Und Braunschweig auch.« (Harald Duin, Braunschweiger Zeitung, 19.12.2011) (top)

HISTORISCHE KRIMITOUR IN BRAUNSCHWEIG

Wer die Schauplätze des Krimis näher kennenlernen möchte, sollte diese interaktive Tour buchen, für die nur ein Smartphone nötig ist. Du begleitest die Hauptfigur, den Hofmeister Fritz Bosse, auf seinen Wegen durch die Stadt. Unermüdlich sucht er Spuren und Beweise, um den Betrug und den Mord aufzuklären. Und mit etwas Fantasie entdeckst du die prachtvolle Rokokoresidenz, die Braunschweig einst war.
Hier geht es zur Tour: https://lialo.tours/xg98

LESEPROBE

Es war spät geworden, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als Fritz das Haus von Heinrich verließ. Längst wurde er am Carolinum zurückerwartet, um das Abendessen und die anschließenden Erholungsstunden der Herren Studenten zu begleiten. Trotzdem wandte er sich am Ende des Damms nicht nach links Richtung Hagenmarkt, sondern ging mit schnellen Schritten nach rechts in die Stobenstraße, überquerte einen Okerarm und bog in eine kleine, namenlose Gasse ein.
Obwohl er von Heinrichs Familie freundlich wie immer aufgenommen worden war und einen vergnüglichen Nachmittag hatte verbringen dürfen, hielt sein Ärger über das verschollene Gedicht für die Herzogin an. Es konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben, es musste irgendwo sein. Wahrscheinlich hatte Faktor Müller einfach nur keine Lust gehabt, gründlich danach zu suchen. Fritz wollte noch mal mit ihm reden.
Am Eingang der Gasse kam ihm der Orientale mit seinem Köter entgegen und drängte sich ohne Gruß an ihm vorbei. Dem bärtigen Mann mit den Zottelhaaren und den zerschlissenen Kleidern war Fritz schon mehrfach begegnet. Niemand wusste, wer er war. Man erzählte sich, er habe eines Tages bei Lessing in Wolfenbüttel vor der Tür gestanden und gesagt: »Ich bin ein Philosoph und möchte hier bei Ihnen mein Manuskript über den Ursprung der Sprache vollenden.« Und Lessing hatte ihn tatsächlich aufgenommen. Seitdem hauste er dort in einem Dachstübchen und wurde mit verpflegt. Häufig kam er nach Braunschweig herüber, machte Besorgungen für den Dichter und durchstreifte mit seinem Hund die Gassen. Dabei murmelte er unentwegt Unverständliches, Wörter aus unbekannten Sprachen, vielleicht Arabisch oder Hebräisch. Zuweilen blieb er stehen und kritzelte seltsame Schriftzeichen in ein Heft. Deshalb nannte man ihn den Orientalen.
Fritz hatte die kleine Holzbrücke erreicht, die direkt in den Hof des Waisenhauses und zum Hintereingang der Druckerei führte, als von dorther Schreie durch die Dämmerung hallten. Es hörte sich an, als würde jemand verprügelt.
Fritz lief schneller. Der Innenhof schien menschenleer. Doch dann nahm er im Halbdunkel eine Bewegung wahr, an der Mauer direkt neben der Tür zur Werkstatt. Als Fritz »Halt« rief, richtete sich eine Gestalt auf, rannte los und war im nächsten Augenblick in dem Durchgang verschwunden, der zur anderen Seite des Gebäudes hin­aus auf die Lange Brücke führte. Diebsgesindel, schoss es Fritz durch den Kopf, Zigeunerpack. Er wollte dem Flüchtenden hinterherlaufen, doch dann bemerkte er einen Mann, der zusammengekrümmt auf der Erde lag, mit dem Gesicht im Dreck. Er trug eine Lederhose und einen derben Mantel. Fritz rief ihn an, doch der Mann rührte sich nicht.
Hinter seinem Rücken hörte Fritz Schritte und fuhr herum. Der Orientale war bereits bis auf wenige Fuß herangekommen, neben ihm hechelte sein Köter, eine Mischung aus Terrier und einer unbestimmten Rasse.
»Hilf Er mir«, sagte Fritz, wandte sich wieder dem am Boden Liegenden zu und rollte ihn auf den Rücken. Jemand hatte ihn übel zugerichtet. Ein unterdrückter Schrei ließ Fritz aufhorchen. Er blickte auf.
Der Orientale stand wie versteinert und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Verletzten. Soweit es im Halbdunkel zu erkennen war, schien sein Gesicht kalkweiß.
Fritz wunderte sich. Warum hatte sich dieser Tippelbruder derartig erschrocken? Er sah doch sicher nicht zum ersten Mal einen Verprügelten.
»Kennt Er den Mann?«, fragte Fritz.
»Nein«, antwortete der Orientale mit rauer Stimme. »Nur im ersten Moment ... ein Versehen. Ich muss fort.« Er drehte sich abrupt um und trabte eilig davon, der Hund trottete hinter ihm her.
»Hol Er Hilfe, schnell, die Wache«, rief Fritz ihm hinterher, war sich aber nicht sicher, ob der Orientale den Auftrag verstanden hatte und ausführen würde.
Fritz beugte sich zu dem Verletzten hinunter, der bei Bewusstsein war, leise stöhnte und seine Hände auf den Magen presste. Das Gesicht sah schrecklich aus: An der Stirn klaffte eine Platzwunde, ein Auge war zugeschwollen, aus Nase und Mund quoll Blut, das sich mit dem Schlamm zu einer schmierigen Masse vereinigt hatte, die Wangen und Kinn bedeckten. Fritz riss sich die Halsbinde ab und begann, die Wunden abzutupfen.
Dann erkannte er den Verletzten. Es war der Mann mit den kobaltblauen Augen, der bei der Lottoziehung mit Faktor Müller und Einnehmer Weitling zusammengestanden hatte. Fritz ging in die Hocke.
»Wer war das?«, fragte er. »Wer hat Sie so zugerichtet?«
Der Mann bewegte die Lippen, aber mehr als ein Krächzen gelang ihm nicht.
Fritz fragte nochmals.
Der Mann formte mühsam einzelne Silben, die er über die zerschundenen Lippen würgte: »Kro – Kro – Krone«, und nach einer langen Pause, in der er röchelnd atmete: »Le – Less – Lessing – weiß ...«
Sein Kopf fiel zur Seite. Fritz berührte ihn an der Schulter, rüttelte ihn sacht und rief ihn an, aber er bewegte sich nicht. War er ohnmächtig oder tot? Fritz richtete sich auf, er geriet in Panik. Was sollte er nur tun? Was, wenn der Kerl hier im Dreck starb? Ob der Orientale Hilfe holte? Er hatte noch keinen Entschluss gefasst, als zwei Soldaten der Stadtwache den Hof betraten, denen zwei Männer mit einer Trage folgten.
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